Pressemitteilung 07.10.2019
Sofortige Wiedereinreise der beiden aus Tuttlingen abgeschobenen Frauen!
Am 27.09.2019 wurden zwei Frauen im Alter von 21 und 23 Jahren von Baden-Württemberg nach Serbien abgeschoben. Sie lebten etwas mehr als 20 Jahre in Tuttlingen/Baden-Württemberg. Das einzige Identitätspapier was die beiden Frauen haben, ist ein „Rückreisepapier“ mit einem Foto, das ihnen das Regierungspräsidium Karlsruhe bei der Abschiebung ausgehändigt hat. Die beiden Frauen standen allein am Belgrader Flughafen. Sie schreiben über Whats App, dass sie von der Polizei angeschrien wurden, sie sollen serbisch sprechen. Die beiden versuchten sich in englischer Sprache zu verständigen. Die Polizei brachte sie an den Eingang des Flughafens, ohne weitere Unterstützung. Ein Taxifahrer brachte die beiden Frauen in ein Hotel in dem sie für eine Nacht übernachten durften. Am nächsten Tag mussten sie das Hotel verlassen, da sie keine Reisepässe hatten. Ab dem 28. September waren die beiden gezwungen draußen auf der Straße zu übernachten. Sie wurden von Hunden angegriffen und von Männern belästigt. Ein Mann bot ihnen Hilfe an und nahm die beiden im Auto mit. Der Mann hat einer Frau das Handy gestohlen und beide Frauen unterwegs rausgeschmissen. Erst durch die Hilfe eines Reisenden, der seinen eigenen Pass in einem Hotel hinterlegte, konnten die beiden in einem Hotel für zwei Tage übernachten. Die beiden schreiben weiter über Whats App: „Deutschland ist UNSER Land, wir sind da aufgewachsen, sind … in den Kindergarten, Grund- und Hauptschule gewesen, wir kennen kein anderes Land als Deutschland und beherrschen auch nur die deutsche Sprache“ „Wir BITTEN sie uns wieder nach Deutschland zu holen. Wir hatten Selbstmordgedanken aus Verzweiflung.“
Mittlerweile ist ein Bruder nach Serbien geflogen um ihnen zu helfen. Am heutigen 7. Oktober 2019 wollten sie sich bei den Behörden in Belgrad anmelden. Die PU Belgrad hat ihnen mündlich mitgeteilt, das sie ihnen nicht helfen können. Damit ist der Aufenthalt für beide in Serbien nach wie vor ungeklärt, bzw. irregulär. Wer auch immer diese Abschiebung betrieben hat, das politische Interesse ohne Skrupel Menschen abzuschieben, ist erkennbar.
Oberbürgermeister Michael Beck von Tuttlingen schreibt nun in einer Pressemitteilung:
„Wenn Menschen abgeschoben werden, die seit 20 Jahren in Deutschland leben und hier auch aufgewachsen sind, wirft dies für mich immer Fragen auf. Ich habe mich daher nochmals eingehend mit dem Fall der beiden Schwestern befasst. Nähere Informationen liegen mir dabei allerdings nur zu einer der beiden Schwestern vor – nur sie ist in Tuttlingen wohnhaft, die andere junge Frau ist in einer Kreisgemeinde gemeldet. Hier habe ich keinen direkten Einblick. Bei der jungen Tuttlingerin ergaben sich nun Erkenntnisse, die bislang offenbar weder dem Regierungspräsidium noch unserer Ausländerbehörde vorlagen. So ging aus unseren Unterlagen nicht hervor, dass die junge Frau seit knapp einem Jahr berufstätig ist und ihr Arbeitgeber ihr mittlerweile auch einen unbefristeten Arbeitsvertrag vorgelegt hat. Leider hat die junge Frau uns dies nie mitgeteilt. Denn vor diesem Hintergrund ist die Abschiebung noch fragwürdiger. Ich werde dies bei den entsprechenden Stellen auch vorbringen und hoffe, so dazu beizutragen zu können, dass die beiden Schwestern schon bald nach Deutschland zurück kehren können.“
In diesem Zusammenhang fordern wir die sofortige Wiedereinreise der beiden Frauen nach Deutschland und ein Ende dieser Abschiebeodyssee. Wir rufen weiterhin dazu auf, den Druck auf die politischen Verantwortlichen und die Verwaltung aufrechtzuerhalten. Wir geben erst Ruhe, wenn beide Frauen wieder in Deutschland sind!
Freiburger Forum aktiv gegen Ausgrenzung
Antirassistisches Netzwerk Baden-Württemberg
Kontakt: info@freiburger-forum.net und info@stop-deportation.de