Trotz informeller Ankündigungen aus der Politik fand gestern wieder eine Sammelabschiebung vom Baden Airpark statt. Es wurden 140 Personen nach Serbien und Mazedonien abgeschoben, darunter eine alleinerziehende Mutter mit ihren sechs Kindern aus Freiburg. Wir hatten uns für ein Bleiberecht der Familie Ametovic eingesetzt und sind erschüttert über das eiskalte Vorgehen der Behörden.
Um unserer Wut Ausdruck zu verleihen und unsere Solidarität mit den abgeschobenen und von Abschiebungen bedrohten Menschen zu bekunden, findet heute wieder eine Kundgebung am Tag X+1 statt.
21. Januar | 18 Uhr | Rathausplatz | Kundgebung gegen Abschiebungen
Aktion heute, ruft und mailt die Verantwortlichen an, Abschiebungen nicht hinnehmen !!!
Mehr Infos:
Am 20. Januar 2015 wurden Dejan (10 Jahre), Stiven (7 J.) , Andrijan (4 J.), Ervin (3 J.), Valerjia (2 J.), Martin (1 J.) und die Mutter Sadbera Ametovic um 6 Uhr morgens aus dem Bett geholt, von der Polizei zum Baden-Airpark gebracht und von dort am späten Nachmittag nach Serbien abgeschoben. Die Familie wurde ohne Geld abgeschoben. In Serbien haben sie – bei Temperaturen bis minus 20 Grad – keine ausreichende Unterkunft und können nicht auf staatliche Unterstützung hoffen.
In Niš (Serbien) lebten die Kinder in Crvena Zvezda (Roter Stern), in einem Elendsviertel. Seit Juni letzten Jahres gibt es dort keinen Strom. Ein großer Teil der bewohnten Fläche gehört einem amerikanischen Investmentfond. Die irreguläre Siedlung soll einem neuen Fußballstadion weichen.
Serbien ist für die Familie kein sicheres Herkunftsland. Extreme Armut, schlechte Wohn- und Lebensbedingungen, unhygienische Verhältnisse, Unterernährung und Hunger waren Ursache für Krankheiten. Einige der Kinder haben Lungenentzündungen und schwere Bronchitis hinter sich. Für ihre medizinische Versorgung bei hohem Fieber, Windpocken, Grippe und Krätze fehlte das Geld. Alle Kinder sind kleinwüchsig. Dies ist Folge der Armut, die aus der strukturellen Diskriminierung von Roma in Serbien resultiert. Stiven ist zudem geistig behindert, die Mutter an Hepatitis B erkrankt und gesundheitlich geschwächt.
Um die Gefährdung von den Kindern abzuwenden, kam es in Freiburg zu einem umfangreichen Hilfseinsatz durch sozialpädagogische Fachkräfte. Zunächst wurde ihre elementare Grundversorgung sichergestellt. Die Hilfen griffen und die Kinder machten gesundheitlich erfreuliche Fortschritte. Nun wurden sie zurück ins Elend abgeschoben – eine ganz klare Gefährdung ihres Kindeswohls!
Die Abschiebung erfolgte ohne Ankündigung und kam für die Familie völlig überraschend. Noch Mitte Dezember verkündete Oliver Hildenbrand, Landeschef der Grünen: „Wenn wir die humanitäre Einzelfallprüfung ernst nehmen, haben wir in der Praxis einen Winterabschiebestopp, ohne das wir ihn so nennen.“