Sein Grab auf dem Neuen Friedhof in Jesteburg ist liebevoll gepflegt, in den bräunlich schimmernden Marmorstein ist das Sterbedatum 2. Juli 2010 eingraviert. An diesem Tag hatte sich der Asylbewerber Slawik C. in seiner Zelle in der Abschiebungshaftanstalt in Hannover-Langenhagen erhängt. […]
Am 28. Juni 2010 wurde der Familienvater bei einem Besuch in der Ausländerbehörde festgenommen und dem Haftrichter des Amtsgerichtes Winsen vorgeführt. Die Ausländerbehörde wollte C. nach Armenien abschieben. „Dies sollte unter Verwendung von Passersatzpapieren geschehen, an deren ordnungsgemäßer Beschaffung schon damals erhebliche Zweifel bestanden“, sagt der Hannoveraner Rechtsanwalt Peter Fahlbusch, der Slawiks C. vertreten hat. Dazu sei es dann aber nicht mehr gekommen. In den Abendstunden des 2. Juli 2010 nahm sich C. in seiner Zelle das Leben. […]
Allein die Auswertung seiner eigenen abschiebungshaftrechtlichen Verfahren ergebe ein erschreckendes Bild: Seit 2002 habe er hier bundesweit 741 Mandanten vertreten. Nach den vorliegenden rechtskräftigen Entscheidungen hätten sich davon 288 Menschen, also weit mehr als ein Drittel aller Betroffenen, zu Unrecht in Haft befunden. Insgesamt seien bislang 7824 rechtswidrige Hafttage angefallen. „Das sind gut 21 Jahre; pro Gefangenem durchschnittlich 27 Tage“, resümiert Fahlbusch. „Für einen Rechtsstaat ist das ein desaströser Befund!“ […]
http://www.han-online.de/Harburg-Land/article84211/Abschiebehaft-war-rechtswidrig.html