Badische Zeitung 05. Januar 2011
Für das neue Jahr sind mehr Asylbewerber auch für den Landkreis Waldshut angekündigt.
WALDSHUT-TIENGEN (hjh). Die Flüchtlingsunterkünfte im Landkreis Waldshut sind praktisch belegt, die Gemeinden müssen laut Vorwarnung des Landratsamtes aber wieder mit mehr Zuweisungen rechnen. Wie sich die Zahlen in der Gemeinschaftsunterkunft Albbruck konkret entwickeln, hängt auch von der politischen Entwicklung in Krisengebieten ab. Jedenfalls sucht der Landkreis eine weitere Unterkunft.
Die Zahl der Asylbewerber geht laut Bundesamt für Migration und Flüchtlinge in Deutschland wieder nach oben. Entsprechend teilte die Landesaufnahmestelle in Karlsruhe dem Landkreis mit, dass nach der prognostizierten Zahl dem Kreis Waldshut 123 Asylantragsteller zugewiesen werden sollen. Im vergangenen Jahr waren es 100, wobei die Zahlen seit Mitte 2009 moderat aber ständig stiegen.
Erste Adresse für alle ist die Gemeinschaftsunterkunft an der Albbrucker Bahnhofstraße, 2010 Durchgangsstation für insgesamt 188 Menschen (ein Teil davon noch in den Vorjahren zugewiesen). Zur Anschlussunterbringung verteilte der Kreis allein im vorigen Jahr 20 anerkannte, meist aber abgelehnte und in Deutschland geduldete Antragsteller auf die neun Gemeinden Lottstetten, Jestetten, Klettgau, Bonndorf, Weilheim, Rickenbach, Hohentengen, Görwihl und Waldshut-Tiengen. Die Gesamtzahl der Untergebrachten liegt wesentlich höher.
Kämen dieses Jahr über 20 Prozent mehr Neuzuweisungen, wäre die Kapazität der 123 Plätze in Albbruck überfordert. Doch nach der Prognose der Landesaufnahmestelle Karlsruhe ist in diesem Jahr mit über 20 Prozent mehr zu rechnen. So sucht das Landratsamt bereits eine zweite Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge im Kreisgebiet. Wahrscheinlich gingen dann auch die Zahlen für die Gemeinden bei der Anschlussunterbringung nach oben. Die Kreisstadt trifft deshalb Vorsorge für den Fall, dass künftig mehr als derzeit sechs Migranten unterzubringen sind. An der Schmitzinger Straße in Waldshut und an der Badstraße in Tiengen gebe es Möglichkeiten, so Ordnungsamtsleiter Lothar-Georg Baltes.
Als die Flüchtlingszahlen vor Jahren zurückgingen, fuhr der Landkreis die Zahl der Plätze von etwa 400 auf jene 123 in Albbruck herunter. Die Sammelunterkünfte waren stets ein Reizthema. Das Übergangswohnheim Horben bei Birkendorf etwa nahm von 1999 bis 2004 bis zu 120 Asylbewerber gleichzeitig auf, die Bevölkerung wehrte sich – bis hin zum Petitionsausschuss des Landtags. Das ehemalige Übergangswohnheim im Stieg bei Unteralpfen, zuvor Zwischenstation für Aussiedler, wurde von 1998 bis zum Jahr 2006 mit maximal 160 Asylsuchenden belegt.
Neben den eigentlichen Asylbewerbern kommen nun auch Asylfolgeantragsteller, im vergangenen Jahr sechs an der Zahl: abgewiesene Bewerber, die beim Erstverfahren im Kreis Waldshut lebten, vor allem aus Ländern, aus denen seit kurzem eine Einreise ohne Visum in den Schengenraum möglich ist, etwa aus dem früheren Jugoslawien. Der Folgeantrag werde zwar „üblicherweise rasch abgelehnt, dennoch sind die Antragsteller zunächst unterzubringen“, so Amtssprecher Michael Swientek. Ihre Zahl ist kaum vorherzusehen.
Die im Landkreis eintreffenden Asylbewerber kommen überwiegend aus dem Irak, aus Afghanistan, Pakistan, anderen asiatischen Staaten, aus Somalia und China. Bundesweit dagegen waren im November vor allem Menschen aus Serbien und Mazedonien unterzubringen.